Familienfoto vor der Heidecksburg 1995
Familienfoto vor der Heidecksburg 1995

Zur Geschichte der Familie

1230

 

 

 

 

 

 

 

 

1279

 
 

1292

 

1636

 

 

1726

 

 

 

 

 

 

1789

 
 

1815

 

 

 

 

 

 

 

1871

 

 

 

 

 

 

 

1904 

 

 

1990

Die Familie stammte ursprünglich aus Westfalen und wanderte im Zuge der Ostkolonisation nach Mecklenburg. Dort wurde sie 1230 im "Ratzeburger Zehntregister" mit dem miles (=Ritter) Vredebernus (Ketelhot) zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt (Mecklenburgisches Urkundenbuch, Band 1, Nr. 375, Seite 372f). Die Kirche in Friedrichshagen, das etwa 11 Kilometer süd-östlich von Grevesmühlen/Mecklenburg liegt, ist nach Angabe der dortigen Kirchengemeinde im Jahre 1222 von Vredeber gegründet worden. Eine Urkunde vom 8.7.1222 (MUB Nr. 264) stellt eine inhaltliche Verbindung zu der Urkunde des "Ratzeburger Zehntregisters" von 1230 her. Von diesem Vredebernus läßt sich die Stammreihe der Familie bis in das 21. Jahrhundert lückenlos verfolgen.

 

Im Dom zu Verden befindet sich seit 2013 eine kleine Erinnerungstafel an den Bischof Nikolaus von Ketelhodt, der dort fast 20 Jahre segensreich gewirkt hat. Dieser Nikolaus war ein Enkel des genannten Vredeber.

 

In Mecklenburg wurden Angehörige der Familie immer wieder in Urkunden als Zeugen, als Käufer oder anlässlich von Schenkungen erwähnt. So schenkten z.B. am 30. Mai 1279 die Brüder Matthias, Nicolaus und Gerhard der Pfarre in Wattmannshagen drei Hufen und acht Kathen (MUB Bd. 3, Nr. 1490). Zunächst siedelten Angehörige im Raum Ratzeburg und Grevesmühlen und sind ab 1292 auf dem Rittergut Kambs bei Röbel an der Müritz ansässig geworden.

Im 30-jährigen Krieg starben sieben von acht Brüdern, so auch der Rittmeister Lütke von Ketelhodt, der in der Schlacht bei Wittstock am 4.10.1636 gefallen ist. Als einziger Bruder überlebte Gerd IV. Von seinem Sohn Gustav-Joachim existiert noch die Kopie eines Ölbildes aus dem 17. Jahrhundert, das ihn in jüngeren Jahren zeigt.

 

Dessen Sohn Christian-Ulrich wurde als Jurist 1726 in den Staatsdienst von Schwarzburg-Rudolstadt übernommen. Er machte dort Karriere und war schließlich dort Kanzler und Konsistorialpräsident. In diesen hohen Ämtern folgten ihm später ein Sohn und zwei Enkel nach. Seit 1726 war Rudolstadt in Thüringen der Lebensmittelpunkt der Familie und blieb es bis 1945.

 

Carl-Gerd von Ketelhodt, ein Sohn von Christian-Ulrich, der ebenfalls Kanzler und Konsistorialpräsident war, gründete eine bis heute bestehende bekannte Bibliothek, die heute den Namen "Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt" trägt. Diese rudolstädter ehemalige Privatbibliothek wurde auch von Friedrich v. Schiller gern genutzt. Sie wurde inzwischen durch noch vorhandene Bestände der alten Ketelhodt`schen Gutsbibliothek Behringen ergänzt.

 

Friedrich-Wilhelm von Ketelhodt beschrieb in einem Tagebuch die Reise zweier Rudolstädter Prinzen durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich in den Jahren 1789 und 1780. Dieses Zeitdokument wurde im Jahre 2004 von der "Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt" in einem dicken Band der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Seit dem Wiener Kongress, dessen Schlussakte der schwarzburg-rudolstädter Delegierte, der Kanzler Friedrich Wilhelm v. Ketelhodt, am 8.6.1815 mit "Freiherr" unterschrieb, führt die Familie offiziell den Freiherrentitel. Er wurde danach aus unterschiedlichen Gründen in Mecklenburg am 20.7.1843 und in Rudolstadt am 15.12.1854 sowie am 29.8.1913 erneut bestätigt.

 

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts haben Angehörige der Familie im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt hohe und wichtige Ämter inne gehabt. Nach der Reichsgründung von 1871 wanderten die Angehörigen der Familie nach und nach in andere Teile des Deutschen Reiches ab, so auch nach Ostpreußen und Westpreußen. Durch Krieg, Vertreibung und Enteignung gingen 1945 Güter, Bibliotheken und fast alle Kunst-und Wertgegenstände der Familie verloren. Alle Angehörigen mußten mühsam einen Neubeginn im Westen Deutschlands versuchen. Sie lebten fortan in fast allen westdeutschen Bundesländern. Einige wanderten ab ins Ausland. Nachkommen leben heute im Europäischen Ausland, in Süd-Afrika, den USA und Canada.

 

Ein 1904 gegründeter Familienverband hält die verzweigte Familie zusammen. Er hat zur Zeit 60 Mitglieder. Regelmäßige Familientage stärken den Zusammenhalt. Vorsitzender des Familienverbandes ist seit 2004 Matthias Freiherr von Ketelhodt.

 

Nach der Wende von 1990 wurden die Kontakte zur alten Heimat in Rudolstadt neu geknüpft und durch Besuche und Familientage vertieft. Inzwischen erinnern eine Stele in der Fußgängerstraße, eine Vitrine in einem Kaufhaus und ein Erinnerungsschild an dem ehemaligen Wohnhaus Schillerstraße 50 an die Familie v. Ketelhodt und ihre Geschichte in der alten kleinen Residenzstadt. Das Familienarchiv befindet sich auf der Heidecksburg in Rudolstadt.



Ehemalige Besitzungen

In Mecklenburg
Im Kirchspiel Hohenkirchen: Besitz an den Dörfern Bekerwitz und Wischendorf, Friedrichshagen (südl. von Grevesmühlen) und Ketelhotsdorp (heute Kägsdorf an der Ostsee) um 1230.

 

Wattmannshagen und Radum (Mecklenburg) etwa 1277 bis 1500. Kambs bei Röbel an der Müritz 1292 bis 1790 (Verkauf). Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gutshaus ist heute eine Bauruine.

 

In Thüringen

Lichstedt bei Rudolstadt 1745 - 1855 (Verkauf)

 

Schlößchen Kitzerstein in Saalfeld/Thür. 1771 - 1777 (Verkauf)

 

Behringen (zwischen Stadtilm und Arnstadt/Thür.) 1800 - 1945 (Enteignung)

 

Herrmannsgrün bei Greiz/Sachsen 1839 - 1912 (Verkauf)

 

Barranowen (Kreis Sensburg in Ostpreußen) 1900 - 1945 (Verlust durch die Vertreibung )

 

Neuschaden (Kreis Sensburg in Ostpreußen) 1940 - 1945 (Verlust durch die Vertreibung)

 

Sossnow mit Grünthal, Polko und Mörkendorf (Kreis Zempelburg/Westpreußen) 1922 - 1945 (Verlust durch die Vertreibung infolge des verlorenen 2. Weltkrieges)

 

In der Stadt Rudolstadt /Thüringen besaßen verschiedene Familienangehörige im Laufe der Jahre über 20 Häuser; heute gehört nur noch ein Haus einem Angehörigen der Familie. Aber in Rudolstadt gibt es bis heute einige Hinweise auf Leben und Wirken der Familie im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, das heute zum Freistaat Thüringen gehört.